Action im Oktober 22: zum World Sailing Sicherheitstraining nach Elsfleth

Kaum waren wir ein paar Tage von Ägypten Zuhause, hieß es Aufbrechen in den Norden nach Elsfleth bei Bremen, wo wir uns zum Überlebenstraining auf See angemeldet hatten.

Nach viel Theorie am Samstag folgte am Sonntag das mit Spannung erwartete Üben im Wasser. Es war nur 22 Grad „warm“. Die Übungen über zweieinhalb Stunden ununterbrochen im kühlen Nass hatten es in sich und brachten selbst gestandene Männer zum heftigen Schlottern. Auch einige – zumindest vorübergehende – Ausfälle wegen Übelkeit beim künstlich erzeugten Seegang gab es zu beklagen. Neben Schwimmübungen in Gruppen, womit der psychologische Zusammenhalt in der Gruppe nach einer Havarie geübt werden sollte, mußten alle einzeln eine umgekippte Rettungsinsel im Wasser wieder aufrichten und in diese danach hineinklettern.

Am Tag vor der Übung durften wir den „Tatort“ schon besichtigen. Sehr friedlich sah alles (noch) aus… Ach ja, aus den Augenwinkeln sah man schon die Ventilatoren…. Puhh…!
Die letzten Anweisungen. Gleich gehts los! Nur in diesem Outfit sollte man sich bei Schlechtwetter an Bord bewegen…
Der erste Schreck ist überwunden. Die Rettungswesten haben sich aufgeblasen, sie nehmen Einem die Sicht, und die Ohren sind auch ziemlich verdeckt… Was hat der Guide nochmal im Kommandoton gerade gerufen? Ach ja, offenbar „einen Kreis bilden !!!“ – geht doch, erste Übung geschafft.

Diese mehrfach wiederholte Übung heißt „weisses Wasser“. Dadurch wird man von oben besser gesehen… Und es soll gegen die aufkommende Kälte helfen….. Geht ja noch mit der Kälte… sind aber erst 10 Minuten verstrichen….
Während Einer nach dem Anderen abkommandiert wird zur „Beschäftigung mit der umgefallenen Rettungsinsel“ zieht sich die Zeit in die Länge…. mein untergehakter Nachbar schlottert bald derart mit den ganzen Armen, dass ich ihn zu trösten versuche…
die Wellenhöhe steht noch auf „leicht“. Aber es fällt schon schwer, die Fußschlaufe zu finden, um sich nach oben aufzurichten und in die Insel zu Klettern. Die dick aufgeblasene Plastikwurst vor der Brust (= Rettungsweste) erleichtert es auch nicht gerade…..

Als Höhepunkt der Übungen, als alle noch teilnehmenden Personen in der Rettungsinsel kauerten, wurde dann sämtliches Licht ausgeschaltet und die Kurslinge zwei Minuten im Wellengang sich selbst überlassen. Gott sei Dank kam dann schon der „Heli“, und von zwei Gruppenleitern wurde jeder Teilnehmer in der Rettungsinsel angeseilt und von einer Winde unter Regen- und Windsimulation zu einer Plattform hochgewinscht.

Hier war das Ziel, das Abbergen mit der Winde. Und wenn die Schlaufe nicht hielt oder man rausrutschte?? Ach was solls, man konnte ja nur ins Wasser fallen. Egal, da kam man ja gerade her…
Ich war so aufgeregt und angespannt dabei, dass ich gar nicht mitbekam, ob der Windgenerator und die Regenmaschine liefen…. es soll wohl geregnet und geblasen haben. Keine Ahnung. jedenfalls gut oben angekommen.

Da der zuvor auserkorene „befehlshabende Skipper“, ein Kursteilnehmer, wegen Übelkeit und Frierens „an Land“ geschickt worden war, rückte Uwe unverhofft in den Posten des zweiten Einsatzleiters mit auf und half beim Abbergen der Teilnehmer an vorderster Front eifrig mit. Jeder wollte plötzlich schnell „an die Leine“, da man dadurch der Schaukelei in der Rettungsinsel entkommen konnte.

Ganz zum Schluß, als alle schon ziemlich entkräftet und ausgekühlt waren, mußte man nochmals ins Becken und an einer Standardleiter das Hochklettern an einer Tanker-Außenwand üben. Klappte bei mir nicht mehr….An diesem Tag hätte mich der Tanker wohl zurücklassen müssen…

Am Nachmittag folgten noch Übungen mit Rettungs-Leuchtmitteln, zum Feuerlöschen und Leckabdichten in einem Boot. Es war auch gut, aber natürlich nicht so spektakulär wie die Wasserübungen im Wellenbad.

Aktivieren einer Seenotfackel, wie man sie oft in der Notfallausrüstung von Sportbooten findet.
Wie lösche ich den Brand einer Person mit einer Löschdecke. Es ist besser, als wenn diese Person ins Wasser springt.
Mit verschiedenem Zubehör wie Latten, Gummistücken und Holzkeilen sollte man in Zweiergruppen verschieden große Löcher im Boot abdichten. Der Trainer konnte verschiedene Wasserleitungen zum präparierten Boot an- und abdrehen.

Alles in allem war das Survival-Training sehr informativ und lehrreich. Man hat insbesondere gelernt, dass der Aufenthalt in einer sogenannten Rettungsinsel bei schwierigen Wetterbedingungen extrem unangenehm ist. Umso mehr muss das Augenmerk auf die Prävention von Havarien jeglicher Art gelenkt werden. Das schwimmende Zufluchtszelt wurden dementsprechend in „letzte-Ausweg-Insel“ umgetauft. Solange ein Bootskörper noch schwimmt, und sei es kopfunter, ist es immer besser, beim Boot zu bleiben, als eine letzte-Ausweg-Insel aufzusuchen. Die Ausnahmen in unseren Augen wären: Feuer an Bord, welches nicht unter Kontrolle zu bekommen ist, oder ein Leck, das nicht gestopft werden und ein Sinken des Schiffes somit nicht verhindert werden kann.

An dieser Stelle möchte ich unserem Kursleiter und Geschäftsführer des Vereins, Tobias Schultze, unseren herzlichen Dank auszusprechen! Er hat sich im Laufe der beiden Tage voll und ganz mit den Lernzielen identifiziert und uns toll, v.a. mental, auf die Herausforderungen der Wasserübungen vorbereitet. So konnten wir am Sonntag schließlich in voller Montur in das Becken springen und uns mit Lust zum Wagnis und vollem Ernst den Dingen hingeben, die da auf uns zukommen mochten. Bei allem Ernst in der Sache kam der Spaß nicht zu kurz.

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